Praxis mit System
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Traumata
Von traumatischen Erlebnissen können wir sprechen, wenn Menschen dramatische Erfahrungen in der eigenen Familie, Verwandtschaft oder auch im Umfeld erfahren haben. Eine komplexe Traumatisierung hat ihre Wurzeln immer in der frühen Kindheit, wenn in diesem Alter ein Kind Schlimmes erfahren hat. Andere traumatisierende Erlebnisse sind schwere Erkrankungen, Unfälle, Naturkatastrophen, Kriege usw., die in jedem Zeitalter auftreten können. Unsere Psyche schützt uns davor, indem es diese Erlebnisse abspaltet oder verdrängt. Dies geschieht nicht willentlich, sondern entzieht sich dem bewussten Erleben. So kann es sein, dass auch erst Jahre später die Folgeerscheinungen der Misshandlungen oder Vorfälle sich durch psychisches Leid oder auch Flashbacks zeigen. Der bewusste Verstand hat dann keinen Zugriff mehr auf die lang zurückliegenden Erlebnisse. Der genaue Hergang der Geschehnisse liegt im Dunkeln.
Flashbacks sind immer wiederkehrende sich aufdrängende Bilder, Gefühle des Geschehens, die den betroffenen Menschen in Angst und Schrecken versetzen, so als wäre er/sie wieder am grauenvollen Ort des Geschehens. Flashbacks sind wie kleine Kinder, die sich immer wieder auf diese Weise melden, um auf sich aufmerksam zu machen, dass sie leiden und Hilfe brauchen.
Die Innere-Kind-Arbeit (nach Luise Reddemann) ist hier eine der effektivsten Methoden, diese leidenden Kinder oder Persönlichkeitsanteile dem Klienten erst bewusst zu machen und dann zu retten. Am Anfang steht das Erinnern an die verschiedenen Lebensalter, in denen die traumatischen Erlebnisse stattgefunden hatten. Sie werden wie Kinder oder Personen gesehen, die vom Klienten/in im außen wahrgenommen werden. Um diese Kinder zu retten, ihnen Gehör zu schenken, werden sie ganz bewusst wahrgenommen mit all ihren Wünschen, Sorgen und Nöten. Der Focus liegt immer auf dem/der erwachsenen Klienten/in der/die jetzt diese leidenden Kinder im nachhinein versorgt, ihnen das heute gibt, was sie damals so dringend gebraucht hätten, aber nicht hatten. Das kann also z.B. sein, dass eine Klientin, die als kleines Mädchen misshandelt wurde, dieses kleine Mädchen an einen sicheren und schönen Ort bringt, wo es niemand verletzen kann. Dies geschieht in der Imagination. Ganz konkret könnte diese Klientin also das misshandelte Kind trösten, indem sie es in ihren Arm nimmt. Sie tut das, indem sie sich selbst in den Arm nimmt und sich vorstellt, sie würde jetzt das arme kleine Mädchen in den Arm nehmen.
Sehr oft kommt es vor, dass sich die Klienten nicht in der Lage sehen, Kontakt mit diesen „inneren Kindern“ aufzunehmen. Ja Angst davor haben und es gar nicht sehen wollen. Dann hilft die Vorstellung, dass es gute Helfer gibt wie z.B. verstorbene Großeltern, Schutzengel, Feen oder was sonst von den Klienten als hilfreich empfunden wird. Diese Helfer bringen die inneren Kinder dann in Sicherheit und kümmern sich sehr liebevoll um diese vernachlässigten Kinder, bis die Klienten in der Lage sind, das zu übernehmen.
Um eine Retraumatisierung zu vermeiden wird erst eine Stabilisierung beim Klienten installiert. Das heißt, durch Entspannungs- und Achtsamkeits-Übungen sowie positive Imaginationsreisen wird der/die Klient/in erst ausreichend darauf vorbereitet. Vor der Traumatisierungsarbeit werden außerdem Dissoziationsstopps wie Ressourcebarometer, 5-4-3-2-1-Übung und andere erklärt und geübt. Dissoziieren heißt entweder in die Unterspannung oder Überspannung, Kampf oder Freezezustand zu gehen. Diese Zustände gilt es zu vermeiden.